Spiel mit den Malstilen

High Potential
Brigitte Ulmer
Klodin Erb ist schon lange eine feste Grösse in der Schweizer Kunstszene. Jetzt startet sie international durch.

 

Fabelwesen und Zitate aus der Kunstge­ schichte bevölkern Klodin Erbs üppige Malerei, und das schon seit über zwanzig Jah­ ren. In der Zeit zwischen ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Rotwand, die sie ironisch «Meisterwerke» nannte, und der Auslobung des Prix Meret Oppenheim 2022, des renom­ miertesten Schweizer Kunst­ preises, schöpfte sie das ganze Repertoire der Malereistile aus.

Um den vermarktbaren Wie­ dererkennungswert hat sich die sechzigjährige, in Zürich tätige Winterthurerin nie gekümmert; sie stürzte sich lieber ins Aben­ teuer, erfand sich mit abstrakten Landschaften, Figuren aus dem Reich der Fantasie und der My­ then, Emojis der digitalen Gegen­wart und Referenzen zur Kunst­ geschichte immer wieder neu.

Jetzt setzt sie auch zur inter­ nationalen Karriere an. Nach­ dem ihre Werke in Zürich wie­ derholt von Lullin + Ferrari und von der Galerie Rotwand ausge­ stellt wurden, präsentiert nun die Galerie Bernheim die Künstlerin und ihr Werk in London einem völlig neuen Sammlerkreis. Gale­ ristin Maria Bernheim sagt: «Ich bewundere ihre Fähigkeit, kunst­ historische Motive auf eine zeit­ genössische Art und Weise zu kombinieren, die sich relevant und dringend anfühlt – und den Humor, mit dem sie dies tut.» Sie berühre alle wichtigen Themen, die die Welt im Moment beschäf­ tigen. Dazu gehört etwa das zwie­ spältige Verhältnis des Menschen zur Natur. Erbs Serie «Abstrakte Landschaften» sind imaginäre Landstriche in knalligen Farben, mit Graffiti übersprüht, als wären sie Zeichen für die Unterwerfung der Natur durch die Menschen.

Was alle ihre Bilder verbindet, sind nebst der Sinnlichkeit und Expressivität der raffinierte Um­ gang mit verschiedenen farbauf­ tragenden Medien: Öl, Dispersi­ onsfarben, Acrylfarben aus der Spraydose – und eine schwer fassbare Emotionalität.

Erbs Werke sind in Sammlun­ gen wichtiger Museen (unter anderem im Kunstmuseum Bern und Winterthur, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen) und in vielen Firmensammlungen (UBS, Swiss Re, Bank Julius Bär) und Privatsammlungen vertre­ ten. Ihre Erfolgsgeschichte setzt sich nächstes Jahr fort: Für den Herbst 2025 bereitet das Kunst­ museum Aargau, das Museum mit der fokussiertesten Schwei­ zer Sammlung, eine grosse Über­ blicksausstellung vor.